Wie beurteilt BlackRocks Aladdin Umwelt- und Sozialverträglichkeitsrisiken?

Aladdin ist die Risikoanalyse-Software von BlackRock. Obwohl grosse Anteile der globalen Vermögen über die Software laufen, ist wenig über sie bekannt. Dies gilt auch für den Umgang mit sozialen und ökologischen Risiken.

Aladdin steht für «Asset, Liability and Debt and Derivative Investment Network» und ist eine Software, die diese unterschiedlichen Vermögenswerte auf ihre finanziellen Risiken hin untersucht. Sie bereitet dazu Marktdaten auf und analysiert Risiken für Investitionspläne, insbesondere von Grosskund:innen. Die Vermögenswerte, die mit Aladdin analysiert werden, entsprechen mindestens 10% der weltweit gehandelten Aktien und Anleihen. Zu den Kund:innen in der Schweiz gehören unter anderem die Credit Suisse und die UBS – sowie auch BlackRock selbst. Um zu ergründen, wie Aladdin Umwelt- und Sozialverträglichkeitsrisiken handhabt, lohnt sich der Blick auf dessen Umgang mit Klimarisiken und auf BlackRocks eigenes Anlage-Portfolio.

Aladdin, künstliche Intelligenz und klimabewusste Portfolios

2021 erwarb BlackRock eine Minderheitsbeteiligung an Clarity AI und hat deren Technologie in Aladdin integriert. Clarity AI berechnet mit Machine Learning und künstlicher Intelligenz die sozialen und ökologischen Folgen von Investitionen und will damit laut CEO Rebecca Minguela “die Märkte sowohl für die Umwelt als auch für die Gesellschaft nachhaltiger machen”. Das Programm Aladdin Climate soll Investoren helfen, „den Weg eines Portfolios in Richtung Netto-Null zu verfolgen und Klimarisiken und -chancen besser zu erkennen“. Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein Blick auf das Portfolio von BlackRock selbst und dessen Exposition in Vermögenswerte der Kohle- und anderen treibhausgasintensiven Industrien. Mit über 9.2% gehört BlackRock neben Langzeit-CEO Ivan Glasenberg und der Qatar Holding zu den drei grössten Aktionär:innen des Schweizer Rohstoffgiganten Glencore, der aktuell in Australien neue Kohleminen erschliesst.

Aber auch weitere Investitionen von BlackRock sind augenfällig: so ist BlackRock mit über 6% beim Zementriesen Holcim beteiligt. Bis im Juni letzten Jahres galt eine ähnlich hohe Beteiligung auch für das Öl- und Gasbohrunternehmen Transocean, wie Glencore und Holcim ebenfalls mit Hauptsitz in Zug. Doch dann verkaufte BlackRock fast zwei Drittel ihrer Investitionen in Transocean, kurz nachdem es sich auch an der Generalversammlung negativ zur klimabezogenen Berichterstattung des Unternehmens geäussert hat.

Welche Auswirkungen haben Aladdins Einschätzungen?

Deuten diese Beteiligungen darauf hin, dass Aladdin bei Investitionen in Unternehmen wie Glencore oder Holcim keine oder nur unbedeutende klimabedingte finanzielle Risiken erkennt? Auf welcher Grundlage finden diese Einschätzungen statt und wie wirken sie sich wiederum darauf aus, wie die UBS, Credit Suisse oder weitere Aladdin-Kund:innen mit solchen Risiken umgehen?

Bedeutet der Schutz von Vermögenswerten vor klimabedingten finanziellen Risiken automatisch auch Klimaschutz im Sinne des Pariser Klimaübereinkommens? Und welchen Einfluss hat die Risikoeinschätzung von Aladdin auf andere Sozial- und Umweltverträglichkeitsrisiken wie etwa ausbeuterische Arbeitsverhältnisse oder der Rückgang von Biodiversität?

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